80er – ein Jahrzehnt mit kultigen Filmen, Hits und ausgefallener Mode. Viele haben noch das ein oder andere Ereignis im Kopf oder Lied auf den Lippen, auch wenn Falco gesagt hat, „Wer sich an die 80er erinnern könne, hätte sie nicht erlebt“.

1988: In Deutschland findet die Fußball-Europameisterschaft statt. Das Gladbecker Geiseldrama ereignet sich. An der deutschen Börse wird der Leitindex DAX eingeführt. Katarina Witt wird bei den XV. Olympischen Winterspielen in Calgary Olympiasiegerin. Steffi Graf gewinnt den Golden Slam im Tennis, Herbert Grönemeyers Album „Ö“ erscheint. (Nur einige Ereignisse, die das Jahr 1988 prägten und dem ein oder anderen womöglich heute noch in Erinnerung sein könnten).

Und ... vor 30 Jahren ins Leben gerufen, steht sie heute noch in alter Pracht wie damals vor uns. Die Rede ist– Eingeweihte wissen es bereits und Gäste, die am vergangenen Samstag den 14. April 2018 nach Garitz gekommen sind – von der Berufsschule Bad Kissingen, die vor drei Jahrzehnten erstmals ihre Pforten für wissbegierige Schülerinnen und Schüler bzw. Auszubildende geöffnet hat. 

Traditionsreiche aber in keinem Falle aus der Mode-gekommene Handwerksberufe wie Bäcker, Kfz-Mechatroniker, Schreiner, Fleischer und Friseure u. v. m. standen anfänglich im Mittelpunkt und bei vielen Auszubildenden ganz oben auf der Liste der Wunschberufe. In gut ausgestatteten, modernen Fachräumen wurde und wird der praktische Teil des fachlichen Unterrichts, der in Lernfelder aufgegliedert ist, durchgeführt. Dabei ist handwerkliches Geschick gefragt. Im theoretischen Teil der Ausbildung erlernen die Auszubildenden das für ihren Beruf wichtige Grundlagenwissen. Die Berufsschule wirkte und wirkt dabei im Dualen System als Partner mit, dass aus unseren Auszubildenden verantwortungsbewusste, selbstständig arbeitende und teamfähige Mitarbeiter werden. 

Doch die Situation hat sich regelrecht um 180 Grad gedreht: Heutzutage haben die Unternehmen mit Problemen zu kämpfen und um die besten Auszubildenden zu ringen, um überhaupt Mitarbeiter für den eigenen Bedarf ausbilden zu können, was unter anderem am allgemeinen Fachkräftemangel, der derzeitigen hervorragenden, volkswirtschaftlichen Situation Deutschlands, weniger Schulabgängern, einem ausgesprochenen „Akademisierungswahn“ und allgemein rückläufigen Bewerber-zahlen für die oft viel zu schlecht geredeten und unterschätzten Ausbildungsgänge liegt. Nicht zuletzt mit Blick auf die vor kurzem erschienenen Statistiken, die belegen, dass jeder vierte Lehrling seine begonnene Ausbildung vorzeitig abbricht. Ein schwerer Schlag für den Bildungsstandort Bundesrepublik Deutschland.

Neben den oben genannten klassischen Berufen hat sich die Berufsschule in Bad Kissingen auf den Wandel der Zeit eingelassen und glänzt mit einem breiten Portfolio an unterschiedlichsten sowie modernen und neuinitiierten Berufen, wie beispielsweise in den Branchen der Gesundheit, Sport, Fitness und Veranstaltung, Bestattungsfachkräfte, Bau / Holz / Farbtechnik, Metall- und Kunststofftechnik, Ernährung und Gastronomie aber auch Bankkaufleute.

Kreativität, ein freundliches Wesen und Spaß im Umgang mit Menschen sind die besten Voraussetzungen, die allerdings schon von den Bewerbern mitgebracht werden sollten. Sich ändernde Kundenbedürfnisse haben auch die Berufsbilder in einigen Branchen entscheidend verändert.

Für jeden Schulabgänger stehen die Türen und eine breite Palette an Möglichkeiten mit über 327 zu erlernenden Berufen offen. Jedoch muss hierbei immer wieder der Stellenwert der Dualen Berufsausbildung, worum uns viele Länder nachvollziehbarerweise beneiden, wiederholt sowie betont werden. 

Aus diesem Grund hat man sich dazu entschieden, das 30-jährige Bestehen der Berufsschule in angemessener Weise zu begehen. Nach drei Jahrzehnten prächtiger Entwicklung, wobei jedoch nicht nur Hochs, sondern auch einige Tiefs durchdrungen werden mussten.

Bei diesem Anlass spielen die Schüler der Hotelfachschule, die nach ihrer erfolgreichen Ausbildung in der Hotellerie bzw. Gastronomie sowie mindestens einem Jahr Berufserfahrung eine Weiterbildung zum/zur Staatlich geprüften Hotelbetriebswirt/-in absolvieren, eine essentielle Rolle.

Um sich auf ihren weiteren beruflichen Werdegang und Positionen im mittleren und gehobenen Management vorzubereiten, haben sie im Rahmen des Schulfachs Eventmanagement und in Zusammenarbeit mit der Koordinatorin Uschi Delißen diese einzigartige Veranstaltung, zu der zahlreiche Gäste gepilgert sind, bis ins Detail Schritt für Schritt geplant, entworfen, organisiert, vorbereitet und mit tatkräftiger Unterstützung der Gastronomie-Auszubildenden sowie Schülern der Hotelfachschule 1 durchgeführt, um einen optimalen Ablauf kunden-, handlungs- und qualitätsorientiert gewährleisten zu können, sowie einen bleibenden Eindruck bei allen Gästen zu hinterlassen. Freiwilliges Engagement und Überstunden waren dabei ein Muss, die zusätzlich zum alltäglichen Unterricht zu bewältigen waren, wobei man die angehenden Betriebswirte von einer ganz anderen Seite kennengelernt hat, so Uschi Delißen. Das hat sich nicht nur darin gezeigt, dass am Veranstaltungstag selbst noch 150 m Starkstromkabel verlegt werden mussten.

Das Event, welches bereits seit Bestehen der 2-jährigen Weiterbildungsmaßnahme „Hotelfachschule“ an der Berufsschule immer wieder groß im Rahmen von besonderen Veranstaltungen gefeiert wird, stand dieses Jahr unter dem besonderen Motto „Tue Gutes, und dir widerfährt Gutes“ und verband gleichzeitig Angenehmes mit Nützlichem.

Ganz im Sinne der Gastronomie stand vor allem aber auch zu diesem Zwecke „Genießen“ im Vordergrund, was dem Zeitgeist entsprechend mit neuen Perspektiven und einem Experiment gestartet ist. In Deutschland sind sie zwar noch recht unbekannt, allerdings schon länger auf dem Vormarsch. In den USA findet man sie fast an jeder Ecke: die Rede ist von sogenannten Foodtrucks – trendigen Liefer- oder Lastwagen, von dem aus Imbissessen in moderner Art und Weise angeboten werden.

Nachdem nach intensiver Suche eine bemerkenswerte, gemeinnützige Organisation gefunden wurde, waren auch Sponsoren schnell für die Gute Sache zu begeistern.

Die 1983 gegründete Selbsthilfegruppe, aus der später ein gemeinnütziger Verein entstand: die Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg e. V.“ (auch bekannt unter dem Namen der Station Regenbogen). Hierbei handelt es sich um betroffene Familien, die ehrenamtlich arbeiten und es sich zur Aufgabe gemacht haben, andere Familien, die mit ihren Kindern den Weg durch die Krankheit gehen müssen, zu begleiten. Sie setzen sich dafür ein, dass krebskranke Kinder geheilt werden und seelisch keinen Schaden nehmen.

Seit den 1970er Jahren sind die Heilungschancen krebskranker Kinder und Jugendlicher dank Forschungserfolgen und des medizinischen Fortschritts deutlich gestiegen. Die meist intensive Behandlungszeit hinterlässt bei den Betroffenen jedoch häufig nicht nur physische, sondern auch psychische Spuren. So leidet eine Vielzahl ehemaliger Patienten unter Spätfolgen und hat oft auch noch Jahre nach der Erkrankung mit vielfältigen Schwierigkeiten und Herausforderungen zu kämpfen — beispielsweise mit der Gestaltung der schulischen und beruflichen Zukunft, der sozialen Integration oder dem Umgang mit körperlichen oder psychischen Konsequenzen. Vor diesem Hintergrund ist eine psychosoziale Betreuung über die akute Krankheits- und Behandlungszeit hinaus unverzichtbar.

Im November 2012 richtete die Elterninitiative an der Universitäts-Kinderklink Würzburg eine psychosoziale Nachsorgestelle für onkologisch erkrankte Kinder und Jugendliche ein. Die Nachsorgestelle knüpft an die psychosoziale Betreuung in der Klinik an und hat zum Ziel, die Betroffenen und ihre Familien nach Beendigung der Intensivtherapie weiterhin zu unterstützen und zu begleiten. Die Gruppe der "verwaisten Eltern" trifft sich monatlich zum Gesprächskreis oder zum Kaffee. Höhepunkt im Jahr ist ein gemeinsames Wochenende für "verwaiste Eltern und Geschwister". Dabei treffen sich Familien, die das gleiche Schicksal haben. Hier ist die Zeit über das Leben, die Krankheit und den Tod seines Kindes, seiner Schwester oder seines Bruders zu sprechen. Es ist außerdem Gelegenheit, sich auszutauschen, wie es einem selbst geht. Das verbindet die Gruppe ungemein. Neben schweren und traurigen Stunden überwiegen die schönen Erlebnisse in der Gemeinschaft. Sie geben neue Kraft und Mut.

Da alle Ausgaben des Vereins über große und kleine Spendengelder finanziert werden, hat sich die HFS 2 aus den oben genannten Gründen dafür entschieden, die Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg e. V. zu unterstützen und ihnen den gesamten Erlös des Events zugute kommen zu lassen, so Tobias Klaus, Schüler der HFS 2 und Schülersprecher der Berufsschule Bad Kissingen.

Große Resonanz und Spendenbereitschaft hat vor allem auch die Tombola hervorgerufen, mit einer breit gefächerten Auswahl zahlreicher interessanter und hochwertiger Preise (genauer gesagt fast 300 Stück im Gesamtwert von mehr als 9.000,- €). Für gerade einmal 5 € hatte man einen guten Zweck unterstützt und dabei die Chance auf einen der begehrten Hauptpreise: darunter unter anderem Gutscheine für Hotelübernachtungen in Spitzenadressen der Deutschen und Schweizer Hotellerie, aber beispielsweise auch für Spa-Anwendungen in der KissSalis-Therme (in unmittelbarer Nähe) um hier nur ein paar Beispiele zu nennen.

Eine Versteigerung von originalen, handschriftlich signierten Fußballtrikots aller in der ersten Bundesliga vertretenen Profivereine hat vor allem Sportbegeisterte angelockt, wobei sich Fans und Anhänger aller Vereine freuen konnten, da wie erwähnt, für jeden etwas dabei war – ob von den Geißböcken aus Köln, von der Elf vom Niederrhein aus Mönchengladbach, die Schlappekicker aus Frankfurt oder die Wölfe. Alle 18 Vereine der höchsten Spielklasse im deutschen Fußball waren vertreten und haben somit auch einen Beitrag geleistet: von Borussia Dortmund, über Köln, Hamburg, Wolfsburg, zu Stuttgart bis hin zum Rekordmeister Bayern München, dessen signiertes Trikot für 180 € versteigert wurde und sowohl einen Fan als auch die Station Regenbogen glücklich gemacht hat.

Prächtige Unterhaltung wurde am frühen Nachmittag nicht nur vom Kinderchor des Jack Steinberger-Gymnasiums sowie der Schulband der Bad Kissinger Realschule, sondern später auch von den „Wiesenfeldern“ aus Wiesenfeld bei Karlstadt geboten. Zu bester Stimmung und musikalischer Umrahmung trug die 11-köpfige Partyband aus Vollblutmusikern unter ihrer Leitlinie „heftich fränggisch“ bei. „Heftich“ steht für Party, Stimmung, Gaudi, Abrocken bis der Arzt kommt und  „Fränggisch“ ist ein Garant für gute Laune, Spaß am Musizieren und ansteckende Partypower. Neben dem außergewöhnlichen Mix aus Elektronik- und Blasinstrumenten, welche zusätzlich live gespielt werden und somit einen einzigartigen Sound ermöglichen, reißen die drei Musiker-Generationen mit  Vollgas sowohl Jung als auch Alt mit.

„Je später der Abend, desto lustiger“ sagt man so schön und der Beweis ließ nicht lange auf sich warten: bis zum Schluss konnten sich, auch dank einiger Zugaben, die feierwütigen Gäste nicht mehr halten und wurden mit der Vielfalt aus Oldies, Rock-Klassikern, aktuellen Hits aus den Charts, Partyhits, Stimmungsknallern und vielem mehr musikalisch bestens unterhalten, regelrecht begeistert, von den Bänken gerissen und in Feierlaune katapultiert, sodass sich die Aufräumaktionen noch ein bisschen hinzogen.

 Ein besonderer Dank und Applaus gilt somit vor allem

Vielen, Vielen herzlichen Dank!

auch im Namen der Elterninitiativ leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg e. V.

 Maurice Then – HFS1